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20 Jahre Zukunft

„Wir haben noch viel vor!“

Karin Tausz und Dr. Henrietta Egerth vor einem aufgestellten dreidimensionalen FFG-Schriftzug

Mag. Karin Tausz und Dr. Henrietta Egerth Geschäftsführerinnen der FFG

Foto: Susanne Einzenberger

Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG wird heuer 20 Jahre jung. Zeit für eine Bilanz.

Lesezeit etwa 4 Min.

Seit 2004 hat sich die FFG von einer reinen Förderagentur zu einer unverzichtbaren Beratungs- und Innovationsdrehscheibe im Spannungsfeld zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft entwickelt. Die FFG-Geschäftsführerinnen Henrietta Egerth und Karin Tausz erklären im Interview, warum Zukunft Zuversicht erfordert - und wieso es dafür ausreichend Fördermittel braucht.

Was waren die wichtigsten Meilensteine für die FFG in den letzten 20 Jahren?

Henrietta Egerth: Seit der Gründung 2004 hat sich unglaublich viel getan. Ich durfte die FFG seit ihrer Geburtsstunde begleiten - da gab es viele Höhen und Tiefen und auch die eine oder andere geo- und wirtschaftspolitische Krise. Was das gesamte Team und mich von Beginn an angetrieben hat, war der Wille nach stetiger Verbesserung und Erweiterung unserer Aufgaben und Themenfelder. Heute kann ich sagen, dass uns das mehr als gelungen ist. Die FFG hat in den letzten zwei Jahrzehnten über 65.000 Projekte gefördert, 60.000 Unternehmen und Forschungseinrichtungen begleitet und knapp 13 Milliarden Euro Förderungen bearbeitet und vergeben. Wir beraten und begleiten Unternehmen, Institutionen und Forscherinnen und Forscher auf ihrem Weg zu teils bahnbrechenden, radikalen Innovationen und sind erster Ansprechpartner für die Förderung von zukunftsweisenden Projekten.

Welche Projekte werden aktuell gefördert?

Karin Tausz: Ein Fokus liegt in der Entwicklung neuer Formate, um einen noch größeren Kreis an Unternehmen besser unterstützen zu können. Und das Thema Frauenförderung in der Forschung soll zu „Diversitec“ erweitert werden. Diverser aufgestellte Unternehmen können aufgrund der Vielfalt und unterschiedlicher Perspektiven die besten Talente gewinnen und dadurch innovativer sein. Deshalb werden wir mit verschiedenen Programmen gezielt Diversität fördern. Ein wichtiger Schwerpunkt bleibt aber die Unterstützung der Wirtschaft bei ihrer nachhaltigen und klimafreundlichen Transformation. Daher fördern wir in diesem Bereich massiv. Damit Unternehmen die Chance nutzen um sich mit nachhaltigen Verfahren, Produkten und Services am Markt zu positionieren. Im Jahr 2023 hatten 75 Prozent der FFG-geförderten Projekte klimarelevante Aspekte! Hier konnten wir das Fördervolumen mit 581 Millionen Euro weiter steigern. Darunter fallen u.a. die FTI-Initiative zur Kreislaufwirtschaft, die Initiative Zero Emission Mobility, sowie das Austrian Climate Research Programme. Nicht zu vergessen: die Projektförderungen im Bereich klimaneutrale Städte, Energieforschung und Clean Energy Transition. Wir wollen als Role Model auch vorangehen, agil agieren, und wir könnten durchaus noch stärker in die Rolle der Innovationscoaches hineingehen.

Henrietta Egerth: Die Relevanz der Twin-Transition ist mittlerweile bei allen angekommen - in der Politik ebenso wie in Unternehmen und an Hochschulen und Institutionen. Mit der Transformationsoffensive wird die österreichische Wirtschaft bei ihrem nachhaltigen und digitalen Wandel für den Zeitraum bis 2026 mit rund 600 Millionen Euro an Förderungen zusätzlich unterstützt. Bei der Digitalisierung - neben Klima- und Umweltschutz der zweite Schwerpunkt der Förderungen - müssen wir unbedingt darauf achten, dass wir nicht den Anschluss verlieren und State-of-the-Art bleiben, denn hier geht die Entwicklung rasend schnell. Zwei von drei FFG-Projekten sind Digitalisierungsprojekte. Über eine Milliarde Euro wurde letztes Jahr investiert. Die gute Nachricht: Die Innovationskraft in diesem Bereich ist enorm stark. Es gibt mehr gute Projekte, als wir fördern können! 22 Prozent der beantragten Förderungen mussten wir 2023 nicht aus Qualitätsgründen, sondern wegen fehlender Mittel ablehnen. Das entspricht rund 400 Projekten, die uns dann in der Zukunft fehlen.

Wo steht Österreich im internationalen Vergleich?

Karin Tausz: Österreich ist bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit einer Forschungsquote von 3,2 Prozent global unter den Spitzenreitern. Mit Platz sechs im European Innovation Scoreboard führen wir die Gruppe der „Strong Innovator“ an. Aber alles kein Grund sich zurückzulehnen, die internationale Konkurrenz schläft nicht. Wir wollen Österreich in der Gruppe der „Innovation Leader“ platzieren. Das ist unser Anspruch. Als FFG sind wir sehr gut in der projektorientierten Förderung aufgestellt, wollen aber noch stärker in Richtung systematische, strategische Förderung und erzielende Wirkung gehen. Wir überprüfen die eingesetzten F&E-Strategien bzw. die mit diesen verbundenen Förderprogrammen in ihrer Wirkung um gegebenenfalls entsprechend nachzujustieren. Dabei gehe es nicht um die Wirkung auf Einzelprojektebene, sondern neben dem Gesamtportfolio auch um die Frage, welche Projekte man mit dem jeweiligen Angebot anzieht und ob diese in Summe zur Erreichung der Ziele beitragen könnten. Ich denke, mit diesem Ansatz können wir dazu beitragen unsere Position im globalen Vergleich auf längere Sicht zu verbessern.

Henrietta Egerth: Dass Österreich das Potenzial dazu hat, zeigen transnationale Projekte wie das Programm „Horizon Europe“. Seit Programmstart 2021 wurden insgesamt 990 Millionen Euro an Förderungen an österreichische Projekte vergeben, das entspricht einem Anteil von 3,2 Prozent des Gesamt-Fördervolumens. Österreichs Wissenschaft und Wirtschaft war im Horizon Europe Projekt von Beginn an hervorragend vertreten und setzt diesen positiven Trend auch dieses Jahr fort. Insgesamt stammen 2.117 Beteiligungen aus Österreich. Die Erfolgsquote der Beteiligungen - das heißt, der Anteil der bewilligten Beteiligungen - liegt für Österreich damit über dem Durchschnitt für die EU-Mitgliedsstaaten. Damit ist Österreich bei Horizon Europe wie auch schon beim Vorgängerprogramm Horizon 2020 weiterhin auf einem guten Weg.

Was sind Ihre Wünsche für die nächsten 20 Jahre?

Karin Tausz: Ganz klar: Weiterhin Exzellenz fördern und viel bewegen. Wir haben gerade eine Umfrage durchgeführt, bei der wir die Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher zu Innovationen und Zukunft abgefragt haben. Die Ergebnisse waren überraschend optimistisch - die Österreicherinnen und Österreicher blicken nämlich nicht so pessimistisch in die Zukunft, wie man vielleicht annehmen möchte. Es herrscht Zuversicht und Vertrauen, dass österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen Lösungen für die Themen unserer Zeit entwickeln werden. Für uns ist der Auftrag daher eindeutig: Wir werden diese weiter unterstützen - innovativ, unbürokratisch und nachhaltig wirksam!

Henrietta Egerth: Vor allem die GenZ und die Millennials schauen optimistischer in die Zukunft als die Babyboomer oder meine Generation, die Generation X. Das lässt somit zuversichtlich nach vorne blicken, denn es sind diese jungen Leute, die unsere Zukunft gestalten werden. Für die FFG bedeutet das, die Erfolgsgeschichte der österreichischen Forschungsförderung fortzuschreiben und auch weiterhin dazu beizutragen, dass wir als Wirtschafts- und Innovationsstandort sowie als Gesellschaft unsere Ziele erreichen - für zukünftige Generationen. Die FFG ist und bleibt ein wichtiger Partner im höchst dynamischen österreichischen Innovations-Ecosystem, darauf kann man sich verlassen. Wir gestalten seit 20 Jahren Zukunft - und wir haben noch viel vor.

  • Wie optimistisch sehen Sie die Zukunft?

    10,0%
    Sehr zuversichtlich
    37,9%
    Eher zuversichtlich
    34,7%
    Unsicher
    11,7%
    Eher pessimistisch
    5,8%
    Sehr pessimistisch

    Ergebnisse der Umfrage: Wie optimistisch sehen Sie die Zukunft?

    1.030 Stimmen

  • Wie wichtig sind Forschung, Technologie und Innovation für die Lösung aktueller Probleme?

    41,9%
    Sehr zuversichtlich
    35,4%
    Eher zuversichtlich
    17,5%
    Unsicher
    2,8%
    Eher pessimistisch
    2,3%
    Sehr pessimistisch

    Ergebnisse der Umfrage: Wie wichtig sind Forschung, Technologie und Innovation für die Lösung aktueller Probleme?

    1.030 Stimmen

Success Stories

  • 60.000

    Beteiligte Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen in 20 Jahren

  • 10.565

    Beteiligte Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen in 2023

  • %

    F&E Förderungen in 2023 an innovative KMU und Industrie

  • 7.736
    geförderte Projekte 2023
  • und
    65.000
    geförderte Projekte
    in 20 Jahren
  • 12,9
    Mrd. €

    Gesamtförderung in 20 Jahren

  • 1,8
    Mrd. €

    Gesamtförderung 2023

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Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ist die zentrale Organisation für die Förderung und Finanzierung von Forschung, Entwicklung und Innovation in Österreich. Ziel der FFG ist die Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandorts Österreich im globalen Wettbewerb und damit die nachhaltige Absicherung hochwertiger Arbeitsplätze und des Wohlstands in Österreich.

Die FFG wurde durch das Bundesgesetzblatt I Nr. 73/2004 "Forschungsförderungsgesellschaft Errichtungsgesetz" (kurz FFG Gesetz) mit 1. September 2004 gegründet. Sie steht zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich. Träger der FFG sind das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW). Als Anbieter von Förderdienstleistungen ist die FFG aber auch im Auftrag anderer nationaler und internationaler Institutionen tätig.

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